Die Neue Hakeburg

 

Zu einem Blog gehört es sich, dass auch ein paar Zeilen geschrieben werden. Alles andere wäre bestenfalls eine Foto-Galerie
Aber hier etwas zu schreiben, macht es besonders schwer, da uns in Kleinmachnow nur die Tür zur Hakeburg aufgeschlossen wurde. Alle, die bei go2know gebucht hatten, konnten sich mit Kamera und Stativ frei bewegen. An und für sich toll, aber ein wenig Hintergrundwissen hatte ich schon erwartet. Und so bleibt mir nur die Recherche.  

artikel-hakeburg-01Die Neue Hakeburg ist ein Lost Place, seit einigen Jahren verlassen. Seit geraumer Zeit kann man sie aber auch besichtigen. Dafür bucht man sich bei einer Agentur ein und bezahlt einen gewissen Beitrag. Zum ausgeschriebenen Termin trifft man sich vor Ort zur Fototour. Diese wird in kleinen Gruppen abgehalten. 

Da ich ein sogenannter Urbexer bin, über diesen Begriff bin ich kürzlich gestolpert, gehört natürlich auch die Hakeburg zu den Orten, die ich besuchen und fotografieren musste.


Was ist ein Urbexer? Urban Exploration – Urbex bedeutet grob “Erkundung der Stadt“. Es wird auch als “schleichen” bezeichnet. Eigentlich beschreibt es das erforschen/entdecken von verlassenen Gebäuden, der sogenannten Lost Places. Ein Urbexer stiehlt nicht, hinterlässt keinen Müll, randaliert nicht und sprüht keine Graffitis an die Wand. Auch Souvenirs nimmt er nicht mit. Er schaut nur und dokumentiert, oft auch mit Hilfe einer Kamera


Kommen wir jetzt zur Geschichte der Hakeburg

artikel-hakeburg-03Das burgähnliche Herrenhaus ist fast 110 Jahre alt (Baujahr 1906-1908) und liegt verwunschen am Machnower See.
1906 gab Dietloff von Hake (auch Bauherr des Hackeschen Markt) den Auftrag an Burgenbaumeister Bodo Ebhardt, eine neue Festung auf dem 62 Meter hohen Seeberg am Nordufer des Machnower Sees zu errichten – der Bau wurde 1908 abgeschlossen. Ich habe aber auch gelesen, dass der Hofarchitekt Wilhelms II. Hubert Faensen die Hakeburg entworfen haben soll. Die Burg blieb noch bis 1936 Eigentum des Erbauers Dietloff von Hake. Von Hake war pleite und musste verkaufen. Er verkaufte, inklusive 44 Hektar Land an die Reichspost. Die Burg diente fortan als Wohnsitz des Reichspostministers Wilhelm Ohnesorge, der in unmittelbarer Nachbarschaft ein gigantisches Forschungslabor für kameragesteuerte Gleitbomben, Abhörtechnik und Radargeräte errichten ließ und eine Bunkeranlage, die man durch verwinkelte Gänge tief unter der Burg erreichte. Ende des 2. Weltkrieges übernahmen die Russen die Burg und übergaben sie im Jahr 1948 an die SED. Die neue Besitzerin der Hakeburg richtete dort die “Parteischule Karl Marxartikel-hakeburg-05ein.
Viele Jahre später diente die Burg als Gästehaus. Berühmte Gäste waren hochkarätige Politiker wie Michail Gorbatschow, Fidel Castro und Yasir Arafat. Von 1948 bis 1990 residierten hier nacheinander die Parteihochschule »Karl Marx« der SED, dann die Bezirksparteischule und schließlich die Karl-Liebknecht-Sonderschule des SED-Zentralkomitees. 1990 wurde die Hakeburg kurzzeitig in einen Hotelbetrieb umgewandelt. Nach der Wiedervereinigung wurde die Telekom neue Eigentümerin, verkaufte aber sehr schnell wieder. 

artikel-hakeburg-02Die Wände der Hakeburg sind wunderschön verziert. Im ersten Moment könnte man glauben, es seien besonders schöne und wertvolle Tapeten benutzt worden. Tatsache ist aber, dass man damals nicht das Geld für Tapeten hatte. Damit die Wände nicht nackt blieben, wurden sie kurzerhand bemalt. Leider sind fast alle Möbel entfernt worden. Es gibt noch ein uraltes Klavier in der oberen Etage und im Erdgeschoss 2 rote Sessel

Ich habe es, trotz Plan (Grundriss) geschafft, mich mehrfach zu verlaufen. Die Burg ist sehr verwinkelt, bietet viele Räume, Bäder, Flure und Durchgänge. 

artikel-hakeburg-04Tatsächlich gab es auch eine “alte” Hakeburg. Die alte Hakeburg, aus dem 14. Jahrhundert, stand neben der Dorfkirche und wurde im 2. Weltkrieg fast völlig zerstört. Auch diese Burg gehörte einst der Familie Hake. Heute sollen nur noch Mauerreste zu sehen sein. 

Derzeit kursieren viele wilde Sanierungsgerüchte um die Neue Hakeburg. Hoffentlich gibt es bald vernünftige Pläne, die auch in die Tat umgesetzt werden können. 


Baugeschichte: Die Alte Burg soll um 1600 errichtet worden sein. Photos zeigen den ursprünglichen Zustand, im Inventar ist ein Grundriss abgebildet. Demnach war bis in das 20. Jahrhundert hinein ein freistehendes, zweigeschossiges Gebäude auf nahezu quadratischem Grundriss der Seitenlängen 10,20 x 10,70 m mit einem Raum pro Geschoss erhalten geblieben. Über den Längswänden waren reich ornamentierte Schweifgiebel aufgeführt. Die geringen Wandstärken von bis zu einem Meter lassen die Rekonstruktion weiterer Geschosse nicht zu. Auf der Nordostseite des Gebäudes war mittig ein außen polygonaler, innen runder Treppenturm angebaut. Der Treppenturm führte über die Traufkante hinaus. Das Dachgeschoss wurde durch einen verbretterten Übergang erschlossen. Das Erdgeschoss war mit vier sich in unterschiedlichen Höhen durchdringenden Spitztonnen gewölbt, die in der Mitte des Raumes durch einen achteckigen Pfeiler abgestützt wurden. Die Tonnen wurden von Gurtbögen getrennt, die auf Pfeilervorlagen an den Wänden endeten. Um 1800 wurde auf dem Burggelände von David Gilly ein zweigeschossiger Putzbau mit Walmdach, das neue Schloss, errichtet. Das ältere Gebäude blieb daneben erhalten und wurde offenbar als ehemaliges Zentrum des Adelssitzes, nun in der Form eines Pavillons, in Ehren gehalten. Die Situation hat große Ähnlichkeit mit dem Gutshof in Gaarz, wo um 1701 ein neues Gutshaus errichtet wurde, neben dem der mittelalterliche Wohnturm erhalten blieb. In der Nähe der alten Burgstelle ließ Dietloff von Hake 1906-1908 durch Bodo Ebhardt die Neue Hakeburg im neuromanischen Stil errichten. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurden das Gutshaus und das ehemalige Burggebäude abgetragen. 

.